Ein paar Tausender unter Freunden

Am 24.04.2024 tagte der KTuS und entschied u.a. über Drs.20-25/6435 „Vorschlag zur Verteilung der Restmittel aus dem Kulturcent.“ Zur Förderung vorgeschlagen hatte die Verwaltung drei Projekte:

  • UpCycleTheStreet X (Stefan Demming) 5.505 €
  • Die Ermittlung (trias theater) 5.000 €
  • Songkomposition (Julian Rybarski) 3.500 €
Den TOP gab es übrigens, wie auch Drs. 20-25/6454 „Stipendienprogramm“, erst am Sitzungstag als Tischvorlage. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, etwa dass Kritikern eine Recherche zu den Fördergeldempfängern erschwert werden sollte.
Wenn es nach uns gegangen wäre, hätte man das Geld verwendet, um damit die neue Licht- & Tonsteuerung des MiR teilweise zu bezahlen. Immerhin sollen dafür 1 Mio. € bereitgestellt werden und zwar um eine nur neun Jahre alte Anlage zu ersetzen, siehe Drs. 20-25/6172.
Stattdessen sollen aber lieber wieder Künstler aus dem Dunstkreis von Politik und Verwaltung „gefördert werden“. Denn die drei Auserwählten sind keine Unbekannten: Stefan Demming aus Borken erhält bereits öffentliche Fördergelder für sein Projekt „GeOrgel“ (Bochumer Straße 150, 45886 Gelsenkirchen), für das er Audiotechnik in ausrangierte Schränke einbaut hat und diese nun ausstellt.
Ulrich Penquitt vom trias theater hat zeitweise für das MiR gearbeitet, ist bei der Gewerkschaft ver.di aktiv und bekennender Gegner von Atomkraft und „Rechtspopulismus“ („Wir haben damals viel Straßentheater gemacht, Anti-AKW-Stücke und politische Lieder gespielt. […] Die Flüchtlingskrise wird natürlich irgendwo thematisiert. Das war auch auch für Wolf-Rainer, unseren Autor, sehr wichtig. Die letzte Inszenierung ist ja mittlerweile fünf Jahre her. Da gab es noch keine Flüchtlingskrise und keinen Rechtspopulismus in dieser extremen Form. Auf der Bühne reagieren wir jetzt darauf.“ – Interview in der isso Nr. 55). Dass das Stück „Die Ermittlung“ den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 thematisiert, überrascht an der Stelle wohl niemanden mehr. Entsprechend häufig wurde es von diversen Theatern in den letzten Jahren aufgeführt, z.B. in Herne, Recklinghausen, Mülheim a.d.R., Münster und Köln, oft gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Darüber hinaus gibt es „Die Ermittlung“ als Hörspiel und als Film. Ob Gelsenkirchen jetzt noch unbedingt Geld für eine eigene Version ausgeben muss, ist da mehr als fraglich.
Julian Rybarski (he/they) ist Gründer und Leiter der MädchenMusikAkademie NRW, einem „safe space“ für „Menschen, die sich als Mädchen und Frauen definieren“ und in der Popmusik angeblich „total marginalisiert“ werden. Das woke Bullshit-Bingo gewinnt Ens Rybarski damit ganz sicher. Und so überraschte es auch niemanden, als Adrianna Gorczyk (Fraktionsvorsitzende der Grünen) sich in diesem Punkt für befangen erklärte und an der Abstimmung nicht teilnahm. Scheinbar hat der von uns öffentlich gemachte Skandal in der BV Mitte um die Mitabstimmung von Gerd Podschadly (SPD) (s. http://www.waz.de/…/Vorteilsnahme-Zoff-um-harte…) eine Wirkung. Und die Zeit, in der Duzfreunden von Kartellpolitikern öffentliche Gelder für überflüssige Projekte zugeschoben werden, wird hoffentlich auch bald vorbei sein