Gedenken zum 9. November

Es gibt wohl kein anderes Datum innerhalb der deutschen Geschichte des neunzehnten bzw. zwanzigsten Jahrhunderts, das derart emotional besetzt ist und gleichzeitig bis in die Gegenwart hinein Anlass zu kontroversen Diskussionen gegeben hat wie das des heutigen Tages, des 09. Novembers.
Im Jahre 1848 wird Robert Blum hingerichtet, der Volkstribun und Führer der gemäßigten politischen Linken, der in der Versammlung in der Paulskirche noch als wichtiges Bindeglied zu den konservativen Bürgern wirkte. Blum hatte beim Oktoberaufstand 1848 an der Seite der Revolutionäre die österreichische Hauptstadt Wien gegen die kaiserlich-königlichen Truppen verteidigt.
Im Jahre 1918 war der neunte November der Tag der Novemberrevolution, Phillip Scheidemann (MSPD) ruft die Deutsche Republik aus und verkündet von einem Fenster des Reichstagsgebäudes offiziell das Ende des Deutschen Reichs. Nur wenige Stunden später proklamierte Karl Liebknecht (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD bzw. Spartakusbund) von einem Balkon des Berliner Stadtschlosses die „freie sozialistische Republik“. Drei Tage später wurde erstmalig in Deutschland das Wahlrecht für Frauen eingeführt.
Im Jahre 1923 scheitert der sogenannte „Hitlerputsch“ mit dem Ziel der „nationalen Revolution“ am bewaffneten Widerstand der regulären Polizeikräfte, die Bayerische Regierung und die Reichregierung bleiben im Amt, Hitler landet zunächst in Festungshaft.
Im Jahre 1938 ist der neunte November ein Tag, der wohl zu den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte überhaupt zu zählen ist, es ist der Tag der Reichspogromnacht. In der Nacht zum zehnten Oktober wurde die Mehrzahl der in Deutschland noch bestehenden 400 Synagogen verwüstet und in Brand gesteckt, jüdische Friedhöfe wurden geschändet und zahlreiche Wohnungen und Geschäfte jüdischer Mitbürger wurden zerstört und geplündert. Es war der vorläufige Höhepunkt einer bis heute beschämenden und verstörenden, in der deutschen Geschichte bis dato beispiellosen Entwicklung, die letztlich im Völkermord an den Juden in Deutschland und Europa gipfelte.
Im Jahre 1989 fragt der aus Italien stammende Journalist Riccardo Ehrmann in einer Pressekonferenz Günter Schabowski (SED), nach den neuen Reiseregelung der DDR. Er antwortet: „Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD beziehungsweise zu West-Berlin erfolgen.“ Sein bekannteres Zitat lautet jedoch: „Sofort, unverzüglich“, der Beginn einer Kettenreaktion an deren Ende bekanntermaßen das vorschnelle Ende der Deutschen „Demokratischen“ Republik de facto bereits besiegelt war.
Für die AfD-Fraktion Gelsenkirchen ist der neunte November ein Tag der Besinnung und des Erinnerns, ein „Schicksalstag“, der gleichzeitig historisch die Hoffnungen der Deutschen symbolisiert, auf der anderen Seite aber auch den direkten Weg in die Verbrechen des Dritten Reiches. Diese bis heute beschämenden Schandtaten dürfen niemals in Vergessenheit geraten.
Wir rufen die deutsche Bevölkerung auf, Gewalt gegen politisch Andersdenkende für alle Zukunft zu ächten und richten unsere Bestrebungen gegen politischen Extremismus jeglicher Art. Bei den letzten Infoständen sowohl der Ratsfraktion als auch des AfD-Kreisverbands wurden AfD-Parteimitglieder Opfer von gewaltsamen Übergriffen. Deshalb will die AfD-Ratsfraktion den heutigen Tag auch zum Anlass nehmen, um eindeutig klarzustellen, dass Gewalt innerhalb der politischen Debatte überhaupt nichts zu suchen hat. Ausschließlich eine Demokratie auf der Basis unseres Grundgesetzes ist unsere Perspektive für ein lebenswertes Deutschland, jetzt und in Zukunft.